Teil 4: Ist Individualsoftware Luxus?
Der richtige Fokus
Paradigmenwechsel in der Softwareauswahl: Der Prozess im Mittelpunkt
In den letzten Jahren vollzog sich in der Softwareentwicklung ein entscheidender Paradigmenwechsel. Unternehmen begannen zu erkennen, dass die sorgfältige Analyse und Beschreibung ihrer Geschäftsprozesse vor der Softwarewahl essenziell ist. Diese Einsicht führt zu einer strategischen Neuausrichtung, bei der die Anforderungen der Kund*innen in den Mittelpunkt rückten.
Der übliche Ansatz: Trial and Error
Traditionell wird oft zuerst die Entscheidung für eine Standardsoftware getroffen, bevor die zugrunde liegenden Prozesse und Anforderungen umfassend analysiert werden. Dies führt häufig zu einem Fokus auf die Anpassung der Organisation an die Software – nicht umgekehrt. Die vermeintlich größte Abdeckung und die Hoffnung auf geringere Anpassungsaufwände lenken die Wahl. Doch was wird dabei übersehen?
Die Kehrseite der Medaille
Dieser Ansatz ignoriert die Gründe für bestehende Prozessgestaltungen und die aufwendigen Change-Management-Prozesse, die parallel zur Softwareanpassung nötig sind. Ein solches Vorgehen kann schließlich zu unnötiger Verschwendung und einem luxuriösen Umgang mit Ressourcen führen. Der Kern des Problems liegt darin, dass Software nicht die Prozesse des Unternehmens diktieren sollte – sondern die Prozesse die Anforderungen an die Software.
Ein neuer Weg: Prozessorientierung zuerst
In den IT-Abteilungen vieler Unternehmen zeichnet sich inzwischen glücklicherweise ab: der Fokus wird auf die Unternehmensprozesse gelegt. Angefangen bei der Analyse der Problemstellung bis hin zur detaillierten Beschreibung der Ziellösung, wird erst danach entschieden, ob eine Standard- oder Individualsoftware die beste Wahl ist. Die gängige Entscheidung zwischen "Make or Buy" erfolgt erst am Ende dieses fundierten, prozessorientierten Entscheidungsprozesses.
Kompetenzen und Partnerschaften nutzen
Unternehmen stehen dabei nicht allein da. Interne Expert*innen oder spezialisierte Beratungsfirmen können entscheidend dazu beitragen, eine softwareunabhängige Prozessanalyse durchzuführen. Gerade größere Anbieter individueller Softwarelösungen bringen in der Regel das nötige Wissen mit, um eine detaillierte und objektive Analyse zu gewährleisten, deren Ergebnisse eine solide Grundlage für Ausschreibungen und die finale Umsetzung bilden.
Das Fazit: Kund*innen-Prozesse im Fokus
Das Ziel sollte klar sein: Software muss zu den bestehenden Anforderungen passen – und nicht umgekehrt. Abweichungen von diesem Ansatz riskieren, die Kund*innen und ihre Prozesse aus den Augen zu verlieren, was letztlich zu Ineffizienzen führen kann. Indem Unternehmen ihre Prozesse in den Vordergrund stellen und von dieser Grundlage aus Entscheidungen treffen, können sie Ressourcen gezielt nutzen und sicherstellen, dass die gewählte Software die Anforderungen optimal abdeckt.
Dieser Paradigmenwechsel mag zunächst ressourcenintensiver erscheinen, bietet jedoch langfristig die Möglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die den echten Wert des Unternehmensprojekts widerspiegeln.